, Siegrist Margit

Weinbergpfirsich

Aromatische Früchte von einem unkomplizierten Baum...

Der Weinbergpfirsich (Prunus persica)

Vor langer Zeit aus Rationalisierungsgründen aus den meisten Weinbergen verschwunden, feiert der Weinbergpfirsich gerade wieder sein Comeback. Auch zunehmend im Hausgarten, dank seiner Robustheit und der aromatischen Früchte!

Wie alle Pfirsiche stammt der Weinbergpfirsich eigentlich aus China und wanderte über Persien (diesen Zwischenstopp findet man bis heute in seinem lateinischen Namen), Griechenland und Italien schliesslich schon mit den alten Römern über die Alpen.

Insgesamt wird der Pfirsich mindestens 3000 Jahre kultiviert, mit unzähligen Sorten, davon sind alleine für den Weinbergpfirsich 100 Sorten bei ProSpezieRara gelistet. Wobei der Weinbergpfirsich zu den seltenen Obstbäumen gehört, deren Samen sortenecht fallen. Man kann also den Kern einpflanzen und erhält wieder die gleiche Sorte (zumindest, wenn nicht „störende“ fremde Sorten im gleichen Umfeld wachsen). Zum Keimen braucht er allerdings eine vorhergehende Kältephase und ein Weilchen Geduld, um sich durch die Schale zu arbeiten. Schliesslich gehört der Pfirsich unzweifelhaft zu den Steinfrüchten unter den Rosengewächsen.

Im Hausgarten möchte er gerne ein sonniges, geschütztes Plätzchen mit nährstoffreichem Boden, dann erfreut er uns schon oft ab März bis in den April mit seinen grossen, rosaroten Blüten.

Die Bienen zieht ein Nektarwert von 2 und ein Pollenwert von 3 (von den 4 Stufen nach Pritsch) an, sobald das Wetter es zulässt.

Je nach Sorte gibt es dann im Spätsommer tiefrote bis weisse Pfirsiche, oft auch innen wunderschön farbig, mit recht fester Haut und sehr aromatischen Geschmack. Durch das feine,etwas weniger süsse Aroma sind die Pfirsiche in der Küche gut zu verwenden, egal ob frisch oder gekocht, als Kompott oder Konfitüre. Auch als Obstbrand ist er hoch geschätzt!

Der Baum wächst relativ kompakt und wird etwa 2,5-4m hoch, passt also sehr gut in einen Hausgarten.

Aber auch im Weinbau ist diese alte Pfirsichsorte wieder auf dem Vormarsch, wenn auch noch etwas zögerlich. Erstens wird ihr Anbau wieder unter den Gesichtspunkten der Biodiversität und des Landschaftsbildes gefördert. Und zweitens profitieren die Weinstöcke in Zukunft wohl vermehrt vom Anbau im sogenannten „Agroforstsystem“, in dem Bäume und Sträucher die Auswirkungen des Klimawandels dämpfen, Nützlinge beherbergen und die Bodenfruchtbarkeit fördern.

Von der Antike bis zur industriellen Revolution wurden Weinreben ja genauso angebaut, allerdings hoch in die Bäume rankend. Für uns heute ein ungewohntes Bild, wir kennen fast nur komplett ausgeräumte und kahl wirkende Weinberge.

Aber innovative Weinbauern probieren selbst im extrem teuren Barolo-Anbaugebiet das neue „Vitiforst-System“ aus, bei Bodenpreisen von 3 Millionen Euro/Hektar (Zahlen laut Delinat) muss also etwas dran sein an dieser neuen, alten Idee!

In eine solche Anbauweise passt der kompakte Weinbergpfirsich natürlich sehr gut und so werden wir seine prachtvollen Blüten vielleicht in Zukunft öfters in seinem ursprünglichen Umfeld bewundern dürfen. Bis dahin darf er gerne in unseren Gärten Asyl suchen...