, Siegrist Margit

Lerchensporn (Corydalis)

Ein wertvoller Frühblüher für Garten und Bienenstand

Während Krokusse und Schneeglöckchen fast jeder kennt und ihre Knollen im Herbst überall zum Kauf angeboten werden, fristen die schönen Lerchensporne ein Schattendasein, was sie wirklich nicht verdient haben. Deshalb möchte ich sie euch heute näher vorstellen, denn laut dem ausgewiesenen Pflanzenkenner Helmut Hintermeier kann der Lerchensporn in manchen Gegenden sogar den Weidenpollen ersetzen. Eigentlich ist der Rüssel unserer Honigbienen für den langen Kelch der Blüte zu kurz und viele Bienen sammeln deshalb nur den gelblich-weissen, fast bienenwachsartigen Pollen. Das ändert sich allerdings, sobald kurzrüsselige Hummeln - wie die Erdhummel - Nektardiebstahl begehen und mit ihren starken Kiefern Löcher in den Blütengrund beissen. So gelangen auch alle anderen Bienen und Hummeln an den Nektar, der normalerweise eine mindestens 18mm lange Zunge verlangt, und es wird fleissig gesammelt! In Günter Pritschs Buch "Bienenweide" wird der Gefingerte Lerchensporn (C. solida) mit einem Nektar- und Pollenwert von je 2 -von 4 möglichen Stufen- angegeben. Die Blütezeit reicht -je nach Gegend- von März bis in den Mai.

Die folgenden Wild-und Gartenformen möchte ich euch gerne näher vorstellen, da sie für den Garten und rund um den Bienenstand ideal sind:

  • Der Gefingerte Lerchensporn (C. solida): ihn bekommt man am häufigsten im Gartenhandel, meist als Knollen, und in vielen verschiedenen Farben und Sorten angeboten. Man kann ihn gut an den gefiederten Blättern direkt unterhalb der Blüten erkennen. Wild kommt er zum Beispiel im Wallis, Graubünden und im Jura vor, meist in einem blassen Rosa oder Weiss. Die Gartensorten blühen in quasi allen Farben, von einem kräftigen Pink über Lila bis Weiss. Er liebt eher kalkarme, schattige Standorte unter Laubbäumen und am Gehölzrand, wie er auch in der Natur die kurze Zeit der Sonne unter den Laubbäumen nutzt, bis der Blattaustrieb der Bäume wieder fast alles Licht schluckt.
  • Der Hohle Lerchensporn (C. cava): Er ist nördlich der Alpen laut Infoflora sehr weit verbreitet und bevorzugt eher kalkreiche Böden, sein ursprünglicher Lebensraum sind Hainbuchen-Eichenwälder und Auwälder. Seine Blüte ist rötlich-violett oder weiss (oft im Bestand zu etwa gleichen Teilen) und die Blätter darunter sind oval rundlich im Gegensatz zum Gefingerten Lerchensporn. Seine baumnussgrosse Knolle hat einen Hohlraum, was den lateinischen Namen "cava" erklärt und den Schweizer Namen "Hohlwurz".

Beide oben genannte Arten sind übrigens in den oberirdischen Teilen schwach giftig, die Knollen sogar stark giftig. Nichts desto trotz wurde (und wird) sie laut Wikipedia als Heilmittel eingesetzt und gilt als antibakteriell, beruhigend, krampflösend, nervenstärkend und halluzinogen. In der Chinesischen Medizin wird sie regelmässig als Schmerzmittel verschrieben. Wichtiger für uns ist allerdings, dass der Schwarze Apollo ( Parnassius mnemosyne ), eine stark gefährdete Schmetterlingsart, beide Arten als Raupenfutterpflanze benötigt. Er legt die Eier übrigens vor dem Austrieb der Blätter ab, da er so früh im Frühling gar nicht fliegt, und diese überwintern, bevor die Raupen im folgenden April schlüpen. Nur z.B. der Zitronenfalter ist um diese Zeit aktiv und kann die Nektarquelle Lerchensporn nutzen. Vermehren kann man die Lerchensporne über ihre Samen, die -dank schmackhafter Anhängsel- gerne von Ameisen verschleppt werden, oder über die Tochterknollen, die die Pflanzen mit der Zeit bilden.

Zwei weitere Lerchensporne sind für unseren Garten noch sehr empfehlenswert, da sie ausgiebig und lange blühen und auch nicht gleich wieder verschwinden, wie die oben genannten Arten, die nur im Frühling oberirdisch zu sehen sind. Diese beiden Stauden gibt es nicht als Knollen zu kaufen, nur als Topfware. Diese kann man zum Beispiel oberhalb einer Trockenmauer platzieren und über die Samen wandert dann die Staude "weiter". 

  • Der Gelbe Lerchensporn (C. lutea): Laut Infoflora war er ursprüglich nur im Tessin verbreitet, inzwischen hat er die ganze Schweiz erobert. Mit den goldgelben Blüten und dem schmucken, gefingerten Laub ist er auch eine wirkliche Zierde und eine unkomplizierte, robuste Staude, die sich willig versamt. Ihr ursprünglicher Lebensraum sind kalkreiche Geröllhalden und Felsspalten und so klammert sie sich wunderschön in jede Mauerritze. Ihre Blütezeit reicht von Mai bis Oktober und sie wird etwa 35 cm hoch.
  • Der Blassgelbe Lerchensporn (C.alba): Klingt vom Namen her uninteressanter, ist aber der hübschere von beiden, wie ich finde. Das blaugrüne,schöne Laub und die fast weissen Blüten mit der gelben Spitze sind einfach ein Hingucker im Garten, wobei er sich bei mir längst nicht so willig versamt. Laut Infoflora stammt er ursprünglich aus dem Apennin und Illyrien, ist aber inzwischen ganz vereinzelt in der Schweiz verwildert zu finden. Auch er blüht sehr lange, von April bis zum Frost. Für kalkreiche, sonst schwierige Standorte (wie z.B. schattige Mauerkronen) ist er sehr zu empfehlen.

Übrigens gibt es durchaus noch weitere, sehr interessante Sorten im Handel, wie der azurblaue Hypride "Spinners", der eine ganz andere Farbe ins Spiel bringt. Oder der Farnblättrige Lerchensporn (C. cheilanthifolia), der nur im April/Mai blüht, aber sonst sehr zierendes Laub bietet und ein guter Begleiter für Azaleen oder Rhododendron ist. Es lohnt sich jedenfalls durchaus, die Lerchensporne wieder mehr in den Garten zu holen...