, Margit Siegrist

Korallen-Ölweide (Elaeagnus umbellata)

Ölweiden kennt man meist nur als Pioniergehölz oder als herbstblühende Ziersträucher, aber nicht als Lieferanten feiner Beeren.
Entdeckt habe ich diese Sträucher im Onlinehandel eines bekannten Schweizer Beerenzüchters, wo sie unter dem Namen „Pointilla“ (wegen der hübsch getupften Beeren) angeboten werden. Weil ich wusste, dass hinter dem lateinischen Namen Ölweiden steckten, war ich erst ziemlich misstrauisch. Schliesslich fallen sie als Wildsträucher vor allem durch einen grossen, harten Kern auf . Nicht ideal für den Fruchtgenuss!
Da die gärtnerische Neugier siegte und die späte Reifezeit die Beerenernte wunderbar verlängern würde, kaufte ich doch zwei Sträucher der Sorten „Amoroso“ und „Fortunella“ (die Pünktchenbeeren sind völlig selbstunfruchtbar, deshalb benötigt man mindestens zwei Sorten!).
Von Rinde und Blatt her sind es typische Ölweiden,  also helle Rinde, eher lockerer Wuchs mit Blättern ähnlich einer Olive. Die Blüte sitzt direkt in den Achseln, silberne Glöckchen in dichten Büscheln. So weit also alles wie erwartet, aber die Früchte waren doch dann eine echte positive Überraschung! Sehr fein im Geschmack, Johannisbeere-artig, fast prickelnd und der Kern störte überhaupt nicht. Nur die Vögel waren leider auch ziemlich schnell zur Stelle, so dass die erste Ernte nicht zu hoch ausfiel.
Dieses Jahr blühten die Sträucher deutlich stärker und ich konnte beobachten, dass sie für Bienen und Hummeln sehr interessant waren und sowohl Nektar als auch Pollen gesammelt wurde. Da gleichzeitig der Raps blühte, müssen die Sträucher schon sehr attraktiv gewesen sein, auch wenn ich nirgends Zahlen dazu gefunden habe.
Weil die Ölweide in Symbiose mit Knöllchenbakterien leben kann (ähnlich wie die Hülsenfrüchte und auch ihr enger Verwandter, der einheimische Sanddorn), toleriert sie auch sandige, nährstoffarme Böden. Auch Trockenheit, Hitze und Wind machen ihr nichts aus, ein echtes Pioniergehölz eben!
Das Einzige, was die Sträucher ausbremsen kann, ist ein zu basischer Boden mit einem PH-Wert über 7. Dann müsste der Boden leicht angesäuert werden, damit sie gut wachsen.
Die Sträucher können gut 4m hoch werden, können aber durch einen leichten Schnitt auf  2,5m gehalten werden, damit man gut an die Beeren reicht. Dafür werden jedes Jahr ein bis zwei alte Triebe bis auf einen etwa 15cm langen Stummel abgeschnitten. Dort bilden sich dann neue Fruchttriebe. Auf diese Art kann man sie auch wunderbar als leichte, elegante Hecke verwenden, die im Frühjahr Bienen ernährt und im Herbst uns und die Vögel.  Mehrwert pur, ganz im Gegensatz zu den üblichen blüten- und fruchtlosen 08/15-Heckenpflanzen!
Während die Sorte „Fortunella“ gelbe Beeren trägt und Mitte Oktober /Anfang November reift, tragen „Sweet'n'Sour“ und „Amoroso“ rote Beeren. Die Reifezeit ist bei „Sweet'n'Sour“ ist gleich, „Amoroso“ ist  deutlich früher dran (Anfang/Mitte Oktober). So kann man die Erntezeit noch verlängern. Wer von den Beeren nicht genug bekommen kann, dem bleibt noch die „Pointilla Cherrific“, die allerdings zur nahe verwandten Reichblütigen Ölweide (E.multiflora) zählt und ihre roten Beeren an langen Stielen trägt. Der Strauch bleibt deutlich kleiner (1,5 - 1,8m), ist selbstfruchtbar und seine Früchte reifen schon Mitte Juni.
Im Handel werden noch ab und zu die Sorten „Serinus“ und „Turdus“ angeboten, wobei ich zu deren Fruchtqualität nichts sagen kann.
Insgesamt sind die Früchte der Pünktchenbeeren sehr gesund, da sie viel Vitamin C und die roten Varianten zudem das Antioxidant Lycopin enthalten, übrigens deutlich mehr als die dafür hochgelobten Tomaten!
Für mich sind diese Ölweiden jedenfalls ein echter Geheimtipp für den Garten, der aber bestimmt nicht lange geheim bleiben wird ... sehr zur Freude der Bienen und Vögel!