, Margit Siegrist

Echter Beinwell (Symphytum officinale)

Schon seine vielen volkstümlichen Namen lassen seinen grossen Nutzen erahnen: Wallwurz (vom schnellen „Zuwallen“ der Wunden und Knochenbrüche), Wundallheil, Schadheilwurz, Arznei-Beinwell, Bienenkraut, Hasenlaub & Milchwurz (beides, da er eine vorzügliche Futterpflanze ist), Schwarzwurz und Komfrei wird er genannt.
Der Beinwell stammt aus der Familie der Rauhblattgewächse (Boraginaceae), die uns mehrere schöne Gartenblumen wie den Borretsch geschenkt hat. Verbreitet ist er von England bis Italien, von Spanien bis China ... was schon seine Anpassungsfähigkeit zeigt. Meist wird er nämlich als Pflanze der feuchten Böden beschrieben, hat bei mir aber die beiden letzten Dürrejahre ohne jedes Giessen in praller Sonne bestens überstanden! Ein Wurzelsystem, das bis in fast 2m Tiefe reicht, macht es möglich.
Er ziert mit seinen meist purpurfarbenen Glöckchen jeden Garten, blüht aber auch selten in rahmweiss, rosa oder blau. Hummeln lieben ihn und auch die Bienen besuchen ihn gerne, obwohl sein Nektarwert 2 und Pollenwert 1 (von 4 Stufen) nicht aufsehenerregend scheint.
Und doch gibt G. Pritsch in seinem Buch „Bienenweide“ immerhin einen Hektarertrag von 23-100kg Honig an! Denn Beinwell wurde früher als Futterpflanze angebaut, meist als Kreuzung mit dem verwandten „Rauen Beinwell“ (S. asperum). Mit seinem hohen Proteingehalt in den Blättern und seinem Nutzen als Düngepflanze (er enthält hohe Mengen Stickstoff und Kalium) wäre das heute wieder für innovative Landwirte einen Versuch wert!
Auch in unseren Gärten kann er neben der Bienenweide diesem Zweck dienen. Meist wird er als Beinwelljauche angesetzt, als kräftigender Sofortdünger für die Starkzehrer unter den Gemüsesorten. Aber als (weniger geruchsintensive) Mulchschicht oder im Kompost macht er sich genauso nützlich. Zu viele Beinwellpflanzen kann man also im Garten gar nicht haben.
In der Küche kann man seine Blätter übrigens in Teig ausbacken, was in der Innerschweiz üblich war. Zwar enthalten die Blätter Pyrrolizidinalkaloide, aber bei gelegentlichem massvollen Verzehr schaden diese nicht.
Üblicher allerdings war und ist heute noch die Verwendung als Arzneipflanze, denn es gibt kein besseres Mittel bei Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen oder Gelenk- und Muskelschmerzen. Für die schnelle Versorgung reicht ein Wickel aus gequetschten Blättern, als Salbe verwendet man besser die im Winter geerntete Wurzel, zerkleinert und mit einer Grundlage aus gutem Pflanzenöl und Bienenwachs erhitzt und dann abgesiebt. Die Wirkung auf sogenannte „Blaue Flecken“ ist erstaunlich!
Wer die Wallwurz in den Garten holen will, braucht nur ein Stück Wurzel oder kleinen Ableger, der zuverlässig anwächst. Die Samen selbst sind recht unauffällig, sind aber mit sogenannten Elaiosomen oder „Ölkörperchen“ ausgestattet und werden dadurch gerne von Ameisen verbreitet.