, Margit Siegrist

Ramtillkraut (Guizotia abyssinica)

Nach diesem doch recht kalten und nassen Oktober 2020 möchte ich euch im November eine schöne „sonnige“ Blüte vorstellen, der man hier im Seebezirk momentan ausgesprochen häufig in Gründüngungsmischungen begegnet - auch wenn sie wegen dem kalten Wetter nicht so auffällig zur Blüte gekommen ist, wie es hätte sein können.
Das erste Mal bin ich ihr im warmen Oktober 2017 begegnet, in voller Blüte und voller Bienen. Damals kannte ich die Pflanze noch überhaupt nicht und erst unser damaliger Vereinspräsident verriet mir den Namen dieser Schönheit.
Sie stand in Reinkultur direkt neben einem - ebenfalls voll blühenden - Phaceliafeld und erstaunlicherweise waren sogar mehr Bienen auf der sonnengelben Guizotia unterwegs als auf dem blauen „Bienenfreund“!
Gross bekannt ist die Pflanze trotzdem bis heute nicht als Gründüngung ... was wohl auch daran liegt, dass die Phacelia sehr verträglich mit nachfolgenden Kulturen ist, während das Ramtillkraut nicht vor Raps, Rüben, Karotten und Sonnenblumen empfohlen wird. Bleiben also Getreide, Kartoffeln und alle Leguminosen wie Erbsen und Bohnen.
Der grosse Vorteil von Guizotia ist die Frostempfindlichkeit, es friert zuverlässig ab, auch wenn der Winter seinem Namen - wie der letzte - nicht gerecht wird.
Das ist auch der Grund, warum Ramtillkraut kaum verwildert zu finden ist, auch wenn es Ruderalflächen wie Strassenränder besiedeln könnte. Es bildet in unserem Klima nur selten Samen und ist den einheimischen Pflanzen hoffnungslos unterlegen.
Ursprünglich kommt es nämlich aus dem warmen Afrika, laut Wikipedia von Äthiopien bis Malawi und wird heute vor allem dort und in Indien, Pakistan, Birma und Nepal kultiviert.
Der Guizotiasamen ist sehr protein- und fettreich und wird zur menschlichen Ernährung genutzt oder - bei uns in Europa - als Vogelfutter. Im Aussehen wirkt er fast ein bisschen wie ein verhungerter Sonnenblumenkern ... schwärzlich, kantig und etwa 4mm lang. Das daraus gewonnene Öl wird zum Seifensieden oder zur Herstellung von Farben verwendet, aber auch medizinisch zur Linderung von Rheuma.
Benannt wurde die Pflanzengattung mit 6 Arten nach dem französischen Politiker und Historiker Pierre G. Guizot und gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae), von deren bekanntesten Vertretern ich im Artikel letzten Monat erzählt habe.
Über Nektar- und Pollenwert habe ich leider keine Aufzeichnungen gefunden, aber ihre Attraktivität auf Bienen spricht für sich.
Eine Gründüngungsmischung mit Phacelia & Sonnenblumen sieht jedenfalls farblich sehr schön aus und kann auch mal einen Hausgarten bereichern! Gerade wenn der Gemüsegarten (oder deren Besitzer/-in) eine Pause braucht, wäre das eine schöne Einsaat. Sie friert im Winter gut ab und kann dann abgeräumt oder -am besten gehäckselt - in den Boden eingearbeitet werden. So wird der Bodenmüdigkeit vorgebeugt, der Humusanteil (und damit die Fähigkeit des Bodens Wasser zu speichern) erhöht, das Bodenleben freut sich ... und im Sommer vorher sowohl alle Insekten als auch das Auge des Besitzers.