, Margit Siegrist

Info-Anlass "Bienenwachs"

Zum Thema Bienenwachs schien nach den ganzen Wachsskandalen der letzten Jahre alles gesagt zu sein und dementsprechend vermutete der eine oder andere Besucher des Themenabends eher, nicht viel Neues zu erfahren.
Diese laue Erwartungshaltung wurde aber von Robert „Röbi“ Lerch auf beste und unterhaltsamste Art in Grund und Boden geredet.
Man merkte ihm von Beginn weg an, dass ihm das Thema am Herzen liegt und er durch seine berufliche Erfahrung bei der Wachsumarbeitung von Bienen Meier auch aus dem Vollen schöpfen kann.
Er machte uns klar, dass es für die Mittelwandhersteller sehr schwer ist, überhaupt an qualitativ gutes Wachs zu kommen, da die beste Qualität in Lebensmittelherstellung, Arzneimittel, Kosmetika und sogar Kerzen verschwindet. Und wie wichtig es deshalb ist, auf sauberes Wachs und eigenen Wachskreislauf in der Imkerei zu achten. Einen Zukauf von Mittelwänden, wenn er nötig ist, sollte man nur dort tätigen, wo eine Wachsuntersuchung auf Rückstände stattfindet, um so den Druck auf die Mittelwandverarbeiter zu erhöhen.
Als Beispiel, wie erfolgreich der Druck des Marktes sein kann, führte er das Behandlungsmittel „Check Mite“ an, das innerhalb kürzester Zeit für verheerend hohe Rückstände von Coumaphos im Wachs sorgte. Als alle Wachsverarbeiter beschlossen das Mittel zu boykottieren, brach der Umsatz dermassen ein, dass inzwischen keine Zulassung in der Schweiz mehr beantragt wurde.
Nichtsdestotrotz wird man noch mehr als 20 Jahre diesen Rückständen im Wachs begegnen, das leider ein extrem langes Gedächtnis für eingesetzte fettlösliche Stoffe besitzt. Robert Lerch gab uns den Denkanstoss, dass immer mindestens zwei Imkergenerationen mit den Fehlern der vorherigen im Bienenwachs leben müssen.
Um unsere Motivation bezüglich Ernte und Wertschätzung des Bienenwachses zu erhöhen, rechnete Robert Lerch uns noch schnell vor, dass das Wachs eigentlich fast 400 Franken das Kilo kosten müsste – wenn man Arbeitsleistung und Ressourcenverbrauch der Bienen mit einrechnen würde. Danach war auch der letzte Zuhörer endgültig wach.
Der eine oder andere wird jedenfalls nach diesem Vortrag bestimmt den Plan eines eigenen Wachskreislaufes umsetzen, wenn er ihn nicht schon hat. Die Liste der Stoffe, die für die Qualität des Wachses und damit für die Gesundheit unserer Bienen gefährlich sind, ist einfach zu lange. Bienenmedikamente, Wachsmottenbekämpfungsmittel, Holzschutzmittel und Pestizide kann man nur vermeiden, indem man sauberes, eigenes Wachs verwendet oder eine sehr gute Quelle dafür hat. Beim Wachs zu sparen oder gar Billigangebote im Internet zu nutzen, kommt für den unbedarften Käufer meistens ziemlich teuer, das machte uns Robert Lerch eindrücklich klar. Vielen Dank für diesen erfrischenden Vortrag über ein altbekanntes Thema!